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Bekannte Denksportarten in der aktuellen Sportwelt

Ob Denksport als eine Sportart eingestuft werden kann, steht immer wieder zur Diskussion. Die Leistungen der Teilnehmer auf Wettbewerben und Turnieren fokussieren sich ausschließlich auf mentale Fähigkeiten. Der fehlende Einsatz von Körperkraft lässt deshalb immer wieder die Kategorisierung des Denksports anzweifeln. Doch jenseits dieser Debatten hat die Begeisterung für Schach, Poker, Gedächtnissport und eSport in den letzten Jahren Fahrt aufzunehmen. Hier ist ein kurzer Überblick über die einzelnen Disziplinen, die inzwischen das Interesse von Millionen Menschen wecken.

Schach

Schach

Schach gehört zu den ältesten Denksportarten der Welt. Seit dem 6. Jahrhundert ist das Spiel in Persien belegt und erlangte seine moderne Form bereits im 15. Jahrhundert. Die erste offizielle Weltmeisterschaft wurde 1886 in den USA zwischen Wilhelm Steinitz und Johannes Hermann Zukertort ausgetragen. Der Weltschachbund FIDE wurde 1924 gegründet. Dem folgte drei Jahre später die erste Schacholympiade. Die Verbreitung des Internets ermöglichte in den 90ern die Gründung von Online-Diensten sowie eine stärkere Vernetzung der Schachwelt. Heute genießt der Denksport eine hohe Popularität dank der aktiven Profispieler, die auf YouTube und Twitch streamen und mit anderen Branchen kooperieren, um neue Fans zu gewinnen. So werden der Schachgroßmeister Hikaru Nakamura oder der Internationale Meister Levy Rozman online von Millionen Menschen verfolgt. Weiterhin stellen digitale Plattformen ihren Usern ein umfangreiches Angebot rund ums Schach zur Verfügung, welches von weltweiten Live-Übertragungen bis hin zum Einzelunterricht für Neulinge reicht. Insgesamt ist Schach global ein stark organisierter Denksport, der sowohl auf Vereinsebene als auch digital Spieler und Zuschauer effektiv zusammenbringt.

Poker

Das Pokerspiel wurde im 19. Jahrhundert erstmals in den Spielsalons von New Orleans nachgewiesen und hat sich von dort aus auf alle Kontinente ausgebreitet. Einen wahren Aufschwung erlebte es in den 70ern mit dem Beginn der World Series of Poker am Las Vegas Strip. Gegenwärtig werden auf allen Kontinenten zahlreiche Turniere für unterschiedliche Pokervarianten organisiert, die im Fernsehen sowie im Internet auf Twitch und YouTube verfolgt werden können. Außerdem hat das Spiel den Weg ins Internet mithilfe von spezialisierten Plattformen gefunden, auf denen das klassische Pokern in neuem Gewand ermöglicht wird. Diese bieten nicht nur digitale Räume zum Spielen an, sondern informieren Interessierte über Pokervarianten, Regeln sowie Strategien und vernetze Spieler auf der ganzen Welt miteinander. Die World Series of Poker wurde inzwischen auch digitalisiert. Die Online-Version der Turnierserie vereinfacht deutlich die Teilnahme für Spieler und eröffnet damit mehr Menschen die Türen der Pokerszene.

Gedächtnissport

Im Gedächtnissport dreht sich der Wettkampf um das Auswendiglernen von unterschiedlichen Datenmengen. Die einzelnen Disziplinen reichen vom klassischen Einprägen von Dezimalziffern und Spielkarten bis hin zum Einstudieren von abstrakten Bildern und historischen Daten. Dabei werden zum Auswendiglernen unterschiedliche Memoriersysteme wie die Loci-Methode, Eselsbrücken oder Geschichten-Technik eingesetzt. Obwohl Techniken zum Gedächtnistrainieren bereits in der Antike diskutiert wurden, ist deren Ausübung als Sportart eine Entwicklung des späten 20. Jahrhunderts. Der erste weltweite Wettbewerb fand 1991 als World Memory Championships in London statt und wird seitdem in regelmäßigen Abständen ausgetragen. Vier deutsche Sportler zählen zu den erfolgreichsten Wettkämpfern der Welt: Simon Reinhard, Johannes Mallow, Christian Schäfer und Gunther Karsten haben nicht nur die höchsten Ränge der Weltmeisterschaft besetzt, sondern auch zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. Publikumswirksame Auftritte von Gedächtniskünstlern auf Programmen wie „Wetten, dass…?“ oder Podcasts und Streamings scheinen zusätzlich das Interesse für den Gedächtnissport in der Bevölkerung zu steigern.

eSports Gaming

eSports

Das erste eSport-Turnier der Geschichte fand 1972 in der Standford University statt. Studenten organisierten den Wettbewerb mit dem Spiel „Intergalactic Spacewar“ und kämpften um ein Jahresabo für die Zeitschrift Rolling Stone. Doch erst in den 1990ern nahm die Begeisterung für eSport zu, als der Computer und das Internet die heimischen Wohnzimmer eroberten und die Anzahl der Gamer rapide anstieg. Das Red Annihilation-Turnier von 1997 ist hierbei ein wichtiger Meilenstein, welches den ersten Profi-Gamer der Geschichte kürte. In der heutigen Zeit zweifelt niemand die Popularität des eSports an. Es werden überall auf der Welt Turniere organisiert, die oft mehr Zuschauer vor die Bildschirme locken als konventionelle Sportevents. In Ländern wie China, USA und Südkorea wird eSport von den etablierten Sportverbänden als eigenständige Disziplin anerkannt und aufgrund seines vielversprechenden Zukunftspotentials sogar staatlich unterstützt. In Deutschland ist die offizielle Anerkennung noch nicht in Sicht, doch auch hierzulande gewinnt eSport immer mehr an Bedeutung. Während traditionelle Fußballvereine eigene Gaming-Mannschaften beschäftigen, investieren zahlreiche deutsche Stars wie Mesut Özil in eSport. Laut Prognosen wird der Aufwärtstrend im professionellen Gaming auch in den folgenden Jahren fortgesetzt.

Seit den 90er Jahren gewinnt Denksport immer mehr Anhänger auch infolge der Digitalisierung. Das Internet erleichtert den Zugang zu den Disziplinen und verknüpft die Fans und Sportler weltweit miteinander. Während der Gedächtnissport dank des starken Interesses für die Mnemotechnik langsam, aber sicher eine eigene Fangemeinde aufbaut, gehören Schach, Poker und eSports bereits zu den beliebtesten Sportbranchen überhaupt, die auf digitalen Seiten von Millionen Menschen verfolgt werden. Die fortschreitende Digitalisierung lässt prognostizieren, dass die Debatten über die Stellung der Denksportarten im Sport in der Zukunft keine Relevanz mehr haben werden.